Grußwort September

Jahreslosung 2024: 1. Korinther 16,14
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
 
Monatsspruch September: Jeremia 23,23
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Jeremia 23,23

Liebe Gemeinde, liebe Leserinnen und Leser,

ist Gott Ihnen nahe oder fern? Und von wem geht es aus, die Nähe oder Ferne, von Gott oder liegt es an mir? Der Monatsspruch im September spricht das aus, was wir erleben.

Manchmal fühlen wir uns Gott ganz nahe, erleben Trost und Getragensein, sind zuversichtlich und glücklich. Andererseits gibt es Zeiten, in denen uns Gott weit weg erscheint, da bleiben viele Fragen offen, wir verstehen ihn nicht, wie er handelt oder warum er schweigt. Können wir es aushalten, dass Gott uns fern ist? Der Prophet Jeremia kämpfte damals gegen falsche Propheten. Er warf dem Volk vor, dass sie den falschen Propheten nachlaufen, weil diese sagten: „Es wird euch wohlergehen. ... Es wird kein Unheil über euch kommen“ (Jer. 23,17). Diese selbsternannten Propheten beruhigten die Menschen, redeten ihnen nach dem Munde, ließen sie in dem Glauben, dass ihr Tun und Handeln richtig sei. Und dafür bekamen die Propheten Beifall und Anerkennung. Das wollten die Leute hören, dass sie auf dem richtigen Weg sind und es ihnen gut gehen wird. Aber der Prophet Gottes, Jeremia, hatte andere Dinge zu verkünden. Gott wollte die Menschen durch ihn zur Vernunft bringen, zur Einsicht, zur Umkehr. Die Propheten Gottes hatten sehr selten eine Heilsbotschaft für das Volk. Meistens kündigten sie Gericht an. Gott ist eben nicht nur ein Gott der Liebe und Nähe. Natürlich ist es schöner, von den guten Seiten zu reden. Das haben sich die falschen Propheten deshalb zunutze gemacht. Aber Gottes Wort kann auch unangenehm sein, weil er uns aufrütteln will aus der Gleichgültigkeit, weil er will, dass wir unser Leben überdenken, unser Reden und Handeln nach seinem Willen ausrichten. Gott ist nah und fern zugleich. Er will uns nahe sein mit Liebe, Trost und Ermutigung. Das erleben wir, wenn wir unser Herz für ihn öffnen. Zugleich ist Gott uns auch fern und fremd, wenn wir Dinge in unserem Leben und in unserer Welt nicht verstehen. Aber wäre er Gott, wenn wir mit unserem Menschenverstand alles begreifen könnten? Er steht natürlich darüber. Wir müssen uns damit abfinden, nicht für alles eine Erklärung zu haben, Gründe nicht zu kennen, Folgen nicht vorhersehen zu können. Nähe und Ferne zu Gott liegen nur teilweise an uns selbst. Wir können uns für Gott öffnen oder vor ihm verschließen. Gott selbst ist frei, uns nahe zu sein oder nicht. Uns bleibt nur das Vertrauen in Gott, dass er uns kennt und liebt und dass er weiß, warum er uns dieses oder jenes zumutet.


Pfarrerin Angelika Lentz